Text und Bild: Anna-Chiara Barta, Verein Haus des Meeres – Wissenschaft und Forschung
Der Thementag „Donau so blau? Naturschutz im Donauraum“, organisiert von der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft und dem Verein Haus des Meeres Wissenschaft und Forschung, wurde am Abend des 21.10.2024 im vollbesetzten Lighthouse 10 des Haus des Meeres mit musikalischen Highlights begleitet. Die Band „Aquartett“ führte das Publikum nicht nur durch das Programm, sondern sorgte auch für eine stimmungsvolle Untermalung mit Liedern, die perfekt zum Thema des Abends passten. In der einmaligen Atmosphäre des Lighthouse 10, mit einem atemberaubenden Blick auf die abendliche Stadt, erlebten die Gäste eine gelungene Mischung aus Musik und Wissenschaft.
Thomas Hein von der BOKU Universität eröffnete den Abend mit seinem Vortrag „Land am Strome – wie viel Ökologie steckt noch in Flüssen und Auen?“ Er hob hervor, dass Flüsse als sensible und bedeutsame Landschaftselemente vielfältige Ressourcen für Wasser, Energie und Transport bieten. Angesichts globaler Herausforderungen wie Dürren, Hochwässer und andere Katastrophen stellte er die Frage nach den Auswirkungen auf die aquatische Biodiversität. Hein erläuterte, dass die Donau durch Fragmentierung und den Verlust ihrer Flusslandschaft stark beeinträchtigt sei – was sich etwa durch Dokumentationen von beeinträchtigten Fischwanderungen nachvollziehen lässt. Trotz erster Erfolge in der Passierbarkeit und Renaturierung bleibe jedoch noch viel zu tun.
Edith Hödl von der International Commission for the Protection of the Danube River (ICPDR) sprach in ihrem Vortrag „Ein-Fluss-reich: Gewässerschutz im multinationalen Einzugsgebiet der Donau“ über die erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Donauraum, die sich auf 19 Länder erstreckt und als internationales Vorbild gilt. Die Internationale Kommission zum Schutz der Donau, mit Sitz in Wien, koordiniert dabei die u.a. Maßnahmen zur Reduktion von organischen Stoffen, Stickstoff und Phosphor. Hödl hob die Bedeutung der intersektoralen Zusammenarbeit in Bereichen wie Wasserkraft und Landwirtschaft hervor und verwies auf Initiativen wie den „Danube Day“ zur Stärkung des Umweltbewusstseins im Donauraum.
Stefan Schmutz vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement thematisierte in seinem Vortrag „Das leise Sterben der Donaufische“ die bedrohte Vielfalt der Fischarten in der Donau. Trotz Schutzgebieten wie Natura 2000 sind viele Arten, etwa der Huchen, stark gefährdet, da menschliche Eingriffe – insbesondere durch Energiegewinnung – das Ökosystem belasten. Schmutz betonte, dass aquatische Arten stärker bedroht seien als andere und dass es an Monitoring-Daten fehle, um das Ausmaß der Gefährdung zu erfassen. Er forderte ambitioniertere Maßnahmen, etwa die Entfernung ökologisch problematischer Barrieren und die Wiederherstellung von frei fließenden Flussabschnitten.
Christian Griebler von der Universität Wien gab in seinem Vortrag „Der Fluss und seine Schwester das Grundwasser – eine Verbindung in Nöten“ Einblicke in die wenig bekannte Grundwasserökologie. Er erklärte, dass die Donau in einem „unterirdischen Ozean“ aus Grundwasser eingebettet ist, das in zwei Dritteln des Jahres dem Fluss Wasser zuführt. Ein Mangel an Grundwasser würde also die Wassermenge der Donau verringern. Griebler warnte vor bedenklichen Entwicklungen wie dem Rückgang der Gletscher, der Erwärmung und Verschmutzung des Grundwassers – Trends, die das Ökosystem Donau langfristig stark beeinträchtigen könnten.
Luise Ehrendorfer-Schratt, Botanikerin an der Universität Wien und umweltpolitisch aktive Kämpferin für den Naturschutz, sprach in ihrem Vortrag „Lobau: Die auenspezifischen Wuchsorte sind am gefährdetsten!“ über die Auswirkungen von Habitatsveränderungen seit der Donauregulierung auf Pflanzenarten. Sie betonte, dass die Standorte mit der höchsten Biodiversität oft am stärksten gestört und anthropogen geprägt sind. Besonders wichtig sei die Erhaltung der Grundwasserschwankungen, da Pflanzen wie Amphiphyten, die sowohl im Wasser als auch an Land wachsen können, darauf angewiesen sind. Ihre zentrale Botschaft lautete, dass Austrocknung verhindert, die Sukzession zurückgesetzt und die Grundwasserdynamik erhalten werden müsse, um die wertvollen Auenlebensräume und ihre Pflanzenarten zu erhalten.
Manfred Rosenberger, Ranger im Nationalpark Donauauen, berichtete in seinem Vortrag „Das Ziel – ein Anfang: von der Au-Besetzung zum Nationalpark Donauauen, einem ökologisch bedeutenden Trittstein im Herzen Europas“ von seiner langjährigen Tätigkeit für den Nationalpark und seiner Rolle als Teilnehmer und Mitorganisator der historischen Au-Besetzung im Jahr 1984. Er zeigte eindrucksvolle Bilder aus der Anfangszeit der Besetzung und erzählte, wie die Bürgerinitiative, auch mit Humor versuchte, die Hainburger Au zu retten, während die Medienberichterstattung, unter anderem durch den ORF und den Kurier, die öffentliche Aufmerksamkeit steigerte. Rosenberger betonte die Bedeutung der Gemeinschaft und ermutigte die Anwesenden, positiv in die Zukunft zu blicken. Er forderte Veränderungen in der Energiepolitik, indem er neue Formen der Energiegewinnung anregte und dazu aufrief, mehr Energie zu sparen, anstatt neue Wasserkraftwerke zu bauen
Insgesamt bot der Thementag zur Donau eine inspirierende Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Die Vorträge zeigten eindrucksvoll die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit diesem wertvollen Ökosystem auf und betonten die Notwendigkeit eines nachhaltigen, interdisziplinären Ansatzes zum Schutz der Donau und ihrer Lebensräume. Der Abend verdeutlichte, dass sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch gemeinschaftliches Engagement entscheidend sind, um die Zukunft der Donau und ihrer einzigartigen Biodiversität zu sichern.
Foto1: Vortragende und Veranstalter*innen (v.l.n.r.: Elisabeth Haring (ZooBot), Christian Griebler, Manfred Rosenberger, Stefan Schmutz, Luise Ehrendorfer-Schratt, Edith Hödl, Thomas Hein, Daniel Abed-Navandi (HdM-WiFo), Walter Hödl (HdM-WiFo))
Foto2: Band Aquartett (v.l.n.r.: Andrés Alzate Gaviria, Sophie Stichlberger, Lisa Streuselberger, Tim Stichlberger)