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19.03.2025

Thementag und Minisymposion 100 Jahre Rupert Riedl und die Meeresbiologie in Österreich

Text: Walter Hödl, Verein Haus des Meeres – Wissenschaft und Forschung

Am 22.2.2025 hätte der bekannte Meeresbiologe Univ. Prof. Dr. Rupert Riedl seinen 100. Geburtstag gefeiert. In Erinnerung an den bedeutenden Zoologen gedachte am 24.2.2025 der Verein Haus des Meeres-Wissenschaft und Forschung seines Einflusses auf die österreichische und internationale Marinbiologie. Eröffnet wurde der Vortragsreigen durch den Organisator des Minisymposion Prof. Dr. Jörg Ott, der auch einer der letzten Schüler und Weggefährten Rupert Riedls war. Er erzählte launig wie er zu seinem Dissertationsthema kam. Eigentlich wollte er die bunten Nemertini studieren, verwechselte sie aber im Vorstellungsgespräch bei Riedl mit den „faden“ Würmern den Nematoden. Da niemand mit dieser unscheinbaren Gruppe der Fadenwürmer arbeiten wollte war Riedl sofort begeistert und somit wurde dieses Taxon eines der anfänglich ungeplanten Hauptarbeitsgebiete von Jörg Ott. 1963 erschien erstmals Riedls Fauna und Flora der Adria, das in mehreren Auflagen als Standardwerk zur Lebewelt der Adria erschienen ist. 1971 kehrte Rupert Riedl von einem längeren Forschungsaufenthalt in den USA zurück und erhielt die neugeschaffene Lehrkanzel für Meeresbiologie an der Universität Wien. 1979 gründete Riedl die wissenschaftliche Zeitschrift Marin Ecology, die im Titel bereits das ökologische Interesse Riedls dokumentierte. Der breiten Öffentlichkeit wurde Riedl durch die 1987 gesendete fünfteilige ORF Fernsehserie Die Gärten des Poseidon bekannt. Die Post-Riedl-Ära an der Univ. Wien war geprägt durch die im Jahr 2000 erfolgte Gründung des Instituts für Ökologie und Naturschutz, dessen Abteilung für Meeresbiologie Jörg Ott in leitender Funktion übernahm. Aus dieser Abteilung gingen zahlreiche international anerkannte Marinbiolog*innen hervor. Als Professor*innen sind unter anderem zu erwähnen: Monika Bright, die sich mit der Ökologie und Faunistik von chemosynthetischen Tiefseelebensräumen beschäftigt und Gerhard Herndl, der zu den höchst zitierten Wissenschaftlern auf seinem Gebiet der marinen Stoffkreisläufe zählt.

In seinem Vortrag ging Franz Six, der 1977 bis 2020 als geschäftsführender Präsident das Haus des Meeres tätig war, auf Riedls Beziehung zum jungen Haus-des-Meeres ein. Riedl war zwar nicht so oft im Haus persönlich präsent, stand aber jederzeit wenn „biopolitische“ Hilfe benötigt wurde hilfreich zur Verfügung. Franz Six wies darauf hin, dass die Geschichte des Haus des Meeres seit 1955 und somit auch Riedls Beitrag auf der Homepage des Haus des Meeres nachlesbar ist.

Daniel Abed-Navandi, stellvertretender Direktor des Haus des Meeres berichtete über Rupert Riedls meeresbiologisch-literarisches Vermächtnis und seine Mittelmeer-Lehrbücher als Dauerbrenner am „Rovinj-Kurs“ der Universität Wien. Riedls Adriaführer Fauna und Flora der Adria sowie sein Buch Biologie der Meereshöhlen waren ständige Begleiter für die Studierenden an dem legendären Rovinj-Kurs der Universität Wien, der weiterhin jährlich angeboten wird. Für Österreich einem Land ohne Meereszugang ist es nach wie vor eine Besonderheit so viele in der Marinbiologie erfolgreich forschende Persönlichkeiten aufzuweisen, wobei Riedls Meeresführer und die in der Nordadria als meeresbiologischer „Schnupperkurs“ angebotene Lehrveranstaltung durchaus als Ausgangspunkt für erfolgreiche marinbiologische Karrieren angesehen werden kann.

Mit ihrem Vortrag Licht ins Dunkel – Rupert Riedl, Pionier der Meereshöhlenforschung in den 1960er Jahren wies Anke Örtel, Kuratorin am Museum Haus der Natur, Salzburg, auf die Bedeutung Riedls für die Erforschung eines, bis dahin unerforschten Lebensraums hin. Mit dem Buch Biologie der Meereshöhlen schuf Riedl eine perfekte Synthese von Speläologie und Marinbiologie. Bemerkenswert waren die Anfänge der Unterwasserbeleuchtungs-Techniken, an denen Riedl mit Hilfe engagierter Mitarbeiter erste Prototypen mit einer Leistung von bis zu 6000 Watt entwickelt hat.

Mit Das Meer in Atemnot. Die österreichische Benthos-Forschung in der Nord-Adria nach Rupert Riedl berichtete Bettina Riedel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Naturhistorischen Museum Wien über ein hochbrisantes Umweltthema. Ausgehend vom Sea-rover, einer in den 70er Jahren unter Riedl entwickelten Unterwasser-Seeraupe wurde der Fokus auf die Makroepifauna der sublitoralen Sedimentböden gelegt. 1983 konnte von Michael Stachowitsch, dem seit Februar 2025 neuen Präsidenten des Vereins Haus des Meeres – Wissenschaft und Forschung, erstmals eine bedrohliche Sauerstoffkrise in der Nordadria dokumentiert werden. In dem unter seiner Leitung 2005 – 2009 durchgeführten Projekt zum Studium der Makro- und 2009- 2013 der Meiofauna konnte die Anoxie auf simulierten und kleinflächigen Untersuchungsflächen dokumentiert werden. Beeindruckend zeigten dabei Zeitrafferaufnahmen die Reaktionen diverser Organismen auf künstlichen Anoxien in Bodennähe.

Zusammenfassend hinterließ das Minisymposion bei allen Besucherinnen und Besuchern einen hervorragenden Eindruck von der Breite der nachhaltigen Wirkung Riedls auf die marinbiologische Forschung in Österreich. Dem Verein Haus des Meeres Wissenschaft und Forschung ist es eine Ehre in Gedenken an ihn den jährlich mit 6.000,- € dotierten Rupert-Riedl Preis an besonders förderungswürdige Masterstudierende der Marinbiologie zu vergeben.

v.l.n.r.: Franz Six, Jörg Ott, Daniel Abed-Navand
v.l.n.r.: Franz Six, Jörg Ott, Daniel Abed-Navandi, Anke Örtel.